Die Predigtwoche

In dem Modell der Predigtwoche geht es um Impulse, Diskussionen und Strategien auf dem Weg zur eigenen Predigt. Dieser Weg führt idealerweise vom Montag zum Sonntag. An jedem Tag der Predigtwoche wird ein eigener Schwerpunkt gesetzt:

> Der Predigtmontag ist der ersten Begegnung mit dem Predigttext gewidmet, aber auch dem Kennenlernen der anderen Texte des Propriums.
> Am Predigtdienstag (schon!) kommt die Gemeinde in den Blick, der Sie predigen werden.
> Der Predigtmittwoch ist der Tag der Textauslegung im engeren Sinn.
> Am Predigtdonnerstag geht es um die theologischen Entscheidungen, die für die Predigt fallen müssen.
> Der Predigtfreitag ist der "Gang in die Wüste". Hier geht es um persönliche Aneignung, um Meditation.
> Am Predigtsamstag schreibt sich die Predigt dann wie von selbst.

Und erst am Sonntag wird die Predigt geboren – nämlich in Rede und Höre auf der Kanzel.
So kann der Text mit durch die Woche gehen, einen roten Faden bilden, auch im Vielerlei der Aufgaben, die das Pfarramt mit sich bringt. Gleichzeitig ist die Arbeit mit dem Text strukturiert und nicht einfach dem Zufall der spontanen Eingebungen ausgeliefert.

>> Hinweise: Dahinter verbergen sich Erfahrungen aus dem praktischen Umgang mit diesem Modell, die wir von predigtvorbereitung.de ihnen nicht vorenthalten wollen. Auch ihre eigenen Erfahrungen und Hinweise interessieren uns sehr und werden ggf. hier veröffentlicht. Wir freuen uns auf ihr Feedback.


Predigtmontag (Top)
Am Predigtmontag findet die erste Begegnung mit dem Predigttext statt. Wählen Sie zunächst die Übersetzung, die Ihrer Gemeinde vertraut ist. Wir machen uns vertraut, beschnuppern einander. Was spüren Sie, wenn Sie den Predigtext lesen? Wie schmeckt er? Was riechen Sie? Auf welchen Ton ist der Text gestimmt? Was steht Ihnen vor Augen? – Fragen einer "Fünf-Sinne-Meditation", mit dem der Text und die PredigerIn einander vertraut werden können.
Der Predigtmontag ist auch der Tag, an dem Sie mit der Entdeckungsreise in den liturgischen Kontext beginnen. Lesen Sie die parallelen Perikopentexte, machen Sie sich mit den vorgeschlagenen Liedern vertraut und versuchen Sie, Verbindungslinien zu finden. Vielleicht erstellen Sie zur Übersicht eine Art "liturgische Konkordanz"?
>> Hinweis: Als Beispiel finden Sie hier ein solches Übersichtsblatt für den 8.Sonntag nach Trinitatis 2002, die Liedtexte fehlen allerdings noch. Auf die Dauer ist die Erstellung einer solchen Übersicht wohl zu zeitraubend, doch das Lesen und Notieren liturgischer "Kontextnotizen" kann eine gute Einführung in einen Predigttext bleiben.

Predigtdienstag (Top)
Der Predigtdienstag ist auf die Frage konzentriert: Wem will ich predigen? Wer wird kommen? Wer bleibt weg? Wie ist die "homiletische Großwetterlage" – politisch, kulturell, sozial oder theologisch? Weder die Abwesenden aus dem Blick zu verlieren, noch irgendwie zu "allen" reden zu wollen ist die Kunst. Also tue ich gut daran, mir zwei oder drei Hörer zu "erfinden". Menschen, die vielleicht nicht da sein werden, denen aber der Text und ich mit ihm etwas zu sagen haben. Es geht darum, einen guten und spannenden Partner zu finden, der mich zur Predigt herausfordert.
>> Hinweis: Wer regelmäßig in einer ihm bekannten Gemeinde predigt, kann diesen Schritt wohl überspringen, weil er ihn automatisch und unbewußt jederzeit mitvollzieht. Alternativ könnte man einmal eine Gemeindegruppe, z.B. die örtliche Bibelstunde, in die Vorbesprechung des Predigtextes einbeziehen, damit wurden sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Überlegungen des Predigtdienstag lohnen sich auf jeden Fall wieder, wenn es gilt, an einer auswärtigen Stätte zu predigen.

Predigtmittwoch (Top)
Am Predigtmittwoch geht es zurück zum Urtext. Das kann eine richtige Reise aus dem Vertrauten in die Fremde werden, wenn ich den Luthertext zunächst mit modernen Übersetzungen vergleiche, ehe ich beim griechischen oder hebräischen Text ankomme. Hier werden Sie einiges an Informationen finden, das Sie kommentieren können. Aber auch eigene Beobachtungen am Text, zu seiner Struktur und seiner Sprachbewegung, sollen hier ihren Tag haben. Wenn Sie etwa synoptische Parallelen heranziehen oder das innerbiblische Gespräch belauschen, das der Text führt, um so besser...

Predigtdonnerstag (Top)
Am Predigtdonnerstag lautet die entscheidende Frage: "Was würde dem christlichen Glauben fehlen, wenn ihm dieser Text fehlte?" Es geht also um das theologische Profil des Textes und um die theologischen Entscheidungen, die im Predigttext für den christlichen Glauben fallen. Wir werden Impulse geben, wo der Text in bestimmten Dogmatiken eine Rolle spielt. Aber auch hermeneutische Überlegungen, etwa zur Unterscheidung von Gesetz und Evangelium im Text oder zur christlichen Predigt in der Gegenwart Israels, sollen nicht zu kurz kommen.

Predigtfreitag (Top)
Am Predigtfreitag geht es darum, zum ersten Hörer, zur ersten Hörerin meiner Predigt zu werden. "Wir predigen nicht uns selbst": nicht mich, aber mir! Nur die, nur der kann andere ansprechen, der zuvor selbst gehört hat. Was nicht durch mich hindurch ist, kann nicht zu anderen hin. – Dann aber habe ich auch das "Amt des Wortes" zu versehen und anderen amtlich zuzusprechen, was ich vom Text her gehört habe! Was ist durch Sie hindurchgegangen? Was haben Sie zu sagen?

Predigtsamstag
(Top)
Am Predigtsamstag wäre es schön, wenn vor allem Vorschläge zu Aufbau oder organisierendem Einfall ausgetauscht würden. Wie wollen Sie gliedern? Welche Geschichte wollen Sie erzählen? Welchen zentralen Gedanken wollen Sie entfalten? Und vor allem: Wie wollen Sie das tun? – Reden wir darüber.


Quelle:
Predigtforschungsstelle der Universität Heidelberg.
Die Texte wurden teilweise durch Aufzeichnen aus einem homiletischen Hautpseminar bei Prof. Möller ergänzt.

 

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