Die Behandlung des Themas Auferstehung steht in der Gefahr mit weltanschaulichen
Vorentscheidungen belastet zu werden. Auferstehung beinhaltet zwei Sichtweisen:
historisches Ereignis, d.h. genau fixierter Vorgang durch Zeit, Ort und
Personenkreis; eschatologisch, d.h. ein Ereignis das die Geschichte durchbricht,
im NT durch die Sprache der Auferstehungsberichte im weitesten Sinn.
Um zu erkunden was im NT über Auferstehung gesagt wird ist eine
genaue exegetische Analyse und die Vermeidung der Vermischung mit systematischen
Überlegungen notwendig.
Quellen
Formeltraditionen und Ostererzählungen
Formeltraditionen
Formeltraditionen sind z.B. 1Kor153b-5. 1Kor153b-5 ist das wichtigste
Auferstehungzeugnis überhaupt, aufgrund des Alters und dem sachlichen
Gewicht das es bei Paulus hat. Christus ist gestorben für unsere Sünden
nach der Schrift und ist begraben worden. Er ist auferweckt worden am dritten
Tage nach der Schrift und ist Kephas erschienen, danach den Zwölfen.
Die Analyse, die Roloff bietet,
zeigt: Das Interpretament nach der Schrift bezieht sich auf nicht auf
das vorhergehende Interpretament für unsere Sünde oder am dritten
Tage, sondern auf das gestorben und auferweckt. Begraben und erschienen
sind Bestätigungen bzw. äußere Manifestationen des Sterbens
und des Auferwecktseins. Das Erscheinen benötigt im griechischen ein
Objekt. Und das Erscheinen erfolgte zuerst dem Kephas und dann danach den
Zwölfen (zeitliche Abfolge).
Altes Traditionsgut
ist in kurzen Monologen und Glaubensformeln erhalten. Wobei Gott der
Handelnde ist Röm109, 1Thess110, Röm424, Gal11 oder Christus
Röm425, 1Thess414, Röm149 Kontrastformeln
Gegenüberstellung von Tod Jesu durch das Unheilshandeln der Menschen
und Auferweckung Jesu durch Gottes Heilshandeln Apg223f,315,410,530,1039f.
Hinweis auf Zeugen Apg315,532,1039f und Schriftbeweis Apg225-28,411 sind
tragende Strukturelemente.
Ostererzählungen
zeigen eine späteres Überlieferungstadium als die Formeltradition.
Erzählungen vom leeren Grab Mk161-8, Mt281-8, Lk241-12, Joh201-13
Bei Mk Zeitangabe und Begründung des Grabbesuches der Frauen,
Leerfindung des Grabes, Erscheinung des Deuteengels mit der Auferstehungsbotschaft
und Auftrag an die Jünger und Petrus, Nichtbefolgung des Auftrages
und Flucht der Frauen.
Erweiterung um die Erscheinung des Auferstandenen Mt289f und Joh2014-18
Umkehrung der Nichtbefolgung des Auftrags in prompte Befolgung Mt288,
Lk249, Joh2018
Feststellung des leeren Grabes durch Petrus und den Lieblingsjünger
bei Joh. Frauen können nach jüdischen Recht nicht als Zeugen
dienen.
Erzählungen von einer Erscheinung vor dem Zwölferkreis Mt2816-20,
Lk2436-53, Joh2019-23
sog. Grupenerscheinungen. Die gemeinsamen Strukturmerkmale sind:
Den ratlosen und furchtsamen Jüngern erscheint der Auferstanden,
Nichterkennen bzw. durch Erkennen Steigerung der Furcht;
Erst durch Anrede des Auferstandenen kommt es zum Erkennen
Mittelpunkt und Abschluß bildet jeweils ein Sendungswort mit
konkreten Auftrag und Beistands-verheißung.
Die Erweiterung um das Vorzeigen der Wundmale und das Betasten scheinen
spätere Züge apologetisch-antidoketischer Herkunft zu sein.
Erzählungen von Erscheinungen vor einzelnen Jüngern
Die Erzählungen sind novellisch angelegt. Ziel der Emmaus-Geschichte
Lk2413-35 ist es die Erfüllung der Verheißungsgeschichte des
AT und das ausschließliche Finden- lassen des Auferstandenen
im Hören der Verheißungsgeschichte aufzuzeigen, Ziel der Thomas-Erzählung
Joh2024-29 ist die Frage der 2. Generation nach der Auferstehungsgewißheit
"Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben " und das Ziel der Petrus-Erzählung
Joh2115-23 liegt in dem Aufweis der Treue des Auferstandenen zu den Seinen.
Vorstellungshintergrund und sprachliche Mittel
Alttestamentlich-jüdisches Erbe
Ausgehend von der Vorstellung eines ganzheitlichen Gottesverhältnisses
kennt das At keine Auferstehungshoffnung, wohl aber einen umgreifenden
Tun-Ergehens-Zusammenhang, dieser Tun-Ergehens-Zusammenhang wird schließlich
auch auf den Tod ausgeweitet. So kommt es in Psalmen und der Apokalyptik
zu Reden von der Auferstehung Ps7323-26, Jes53, Dan121f, äthHen 9110f,923-5
4Esr726-44, Bar301-5.
Verkündigung Jesu
Das Streitgespräch mit den Sadduzäern Mk1218-27 begründet
Jesu die Auferstehungshoffnung mit der Treu und Beständigkeit Gottes.
So sind die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob nicht gestorben, sondern
müssen noch leben, da sie Gott sich dem Mose als der Gott der Erzväter
präsentierte, denn "Er ist nicht der Toten, sondern der Lebenden Gott."
Auferstehung als Handeln Gottes
Die NT-Texte setzen bei Gott ein, wenn sie von der Auferstehung reden.
Gott hält seine Treu zu Jesus durch und bewährt sich in seinem
Verhältnis zu Jesus
Endzeitliches Offenbarungsgeschehen
Wichtige Verbform ist wfqh und bezeichnet das Hervortreten Gottes aus
der Verborgenheit zum Zweck der Selbstmitteilung.
Widerfahrnischarkter des Offenbarungsgeschehens
d.h. es richtet sich an eine bestimmte Gruppe von Menschen mit einem
bestimmten Weisung.
Hellenischtische Vorstellungen
Mit dem Platonismus und seiner Vorstellung der Unsterblichkeit der
Seele hat die Auferstehungsvorstellung im NT nichts zu tun. Weil a) Im
at-lich-jüdischen Vorstellungswelt eine Abwertung des Leibes fremd
war, es gab keine Trennung zwischen Seele und Leib. b) die Unsterblichkeit
ganz am Individuum orientiert war, die jüdische Vorstellung, die den
Menschen immer in seinem Verhältnis zu Gott steht im Gegensatz dazu.
Hellenistische Entrückungsvorstellung
Diese Vorstellung wurde im römischen Kaiserkult gerade zu institutionalisiert
Lukanischer Himmelfahrtsbericht
Der lukanische Himmelfahrtsbricht will gerade die Auferstehung Jesus
hellenistischen Lesern näher bringen und bedient sich deren Vorstellungen.
Es ist bei Lk ein refelektierter Interpretationsprozeß: Lukas will
das Auferstehungszeugnis in die hellenistischen Menschen geläufige
Kategorien übersetzen.
Historischer Rekonstruktionsversuch
Das leere Grab
Bultmann hält es für eine ganz sekundäre Bildung, eine
apologetische Legende, die die Wirklichkeit der Auferstehung Jesu durch
das Leerfinden des Grabes beweisen wolle.
J. Jeremias sieht in Joh20 einen historischen Kern: die Christophanie
Maria Magdalenas.
Dagegen sehen v.Campenhausen und U. Wilkens in der Grabesgeschichte
eine seh r alte Überlieferung mit eine historischen Kern.
Roloff bevorzugt die letztere Position, da Mk161-8 ungeeignet sei durch
die mangelnde Zeugnisfähigkeit der Frauen am Grab. Es wird nicht erwähnt,
daß das leere Grab Glauben geweckt habe, ganz im Gegenteil verursacht
Furcht und Verwirrung. Eine räumliche und zeitliche Distanz ist zwischen
der Auffindung des leeren Grabes und der Erscheinung vorausgesetzt. Letztes
Argument ist die Jerusalemer Lokaltradition.
Fixpunkte der Osterereignisse sind demnach Mk161-8 und 1Kor155f.
Die Erscheinungen
zunächst Rückkehr nach Galiläa, dort Erlebnis des Petrus,
das ihm Auferstehungsgewißheit Jesu gab. und Auftrag die Jünger
zu einer endzeitlichen Heilsgemeinde zu sammeln. Darauf Erscheinung vor
den 12 und Rückkehr nach Jerusalem. Erst nach der Rückkehr nach
Jerusalem Bericht der Frauen über das leere Grab. Die Möglichkeit
besteht, daß die Entdeckung des leeren Grabes erst durch den Auferstehungsglauben
der Jünger österlich erklärt wurde.
Die Erscheinungen dauerten noch eine Weile an (Paulus) waren aber wohl
um 35 abgeschlossen.
Die Sicht der zweiten Generation
Verschiebung der Bedeutung der Auferstehungserscheinungen von endzeitlichem
Offenbarungshandeln Gottes zur Manifestation der überragenden Bedeutung
Jesus und Abschluß der irdischen Geschichte Jesu.
Theologische Interpretationszusammenhänge
Judenchristentum
Im hellenistischen wie palästinischen Judenchristentum ist die
Botschaft der Auferstehung der Anfang der Endzeitereignisse. Mit seiner
Auferstehung ist die Parusie in den Blick gerückt und mit ihr die
die Auferstehung aller zu Gericht und Heil.
Die Deutung der Auferstehung als Erhöhung sieht Christus als Sohn
Gottes in der Kraft nach dem heiligen Geist, als zur Rechten Gottes sitzend
und somit bereits in der Gegenwart als den Sachwalter des Endzeitgeschehens.
Hellenistisches Christentum
entwickelt die Vorstellung der Erhöhung weiter und findet in den
cristos-kurios-Hymnen. Jesus wird zum kurios über alle Mächte
und Gewalten bzw zum kosmischen Herrscher. Durch diese Vorstellung gewinnt
die Erhöhung nun kosmische Dimensionen
Paulus
verknüpft eng Kreuz und Auferstehung mit einander. In seiner Predigt
als Wort vom Kreuz wird eben nicht Jesu Sterben durch die Auferstehung
annulliert, sonder in Kraft gesetzt, um weiter als Heilsgeschehen verkündigt
zu werden. Die Gemeinschaft der Glaubenden mit Christus ist zugleich die
Verbindung mit den Gekreuzigten und dem Auferstandenen.
Johannes
verbindet auch Kreuz und Auferstehung, jedoch in völlig verschiedener
Weise zu Paulus: Für Johannes ist die Auferstehung eine Rückkehr
in die Herrlichkeit des Vaters aus dem Kosmos. Diese Rückkehr vollzieht
sich im Sterben Jesu.
Die Auferstehung Jesu in der modernen theologischen Diskussion
Der Auferstehungsglaube als Folge eines psychologischen Prozesses
Kurz und Knapp: In der liberalen Theologie des 19. Jahrhunderts entstanden
erklärt die Auferstehung dadurch, daß die Jünger unter
dem Eindruck und Einfluß Jesu standen und ihn dadurch zu sehen glaubten.
Kritik: Von den Quellen nicht belegt. Es war ein radikaler Bruch und
nicht wie die liberale Theologie glauben machen will ein Kontinuum.
Der Auferstehungsglaube als Antwort auf das Kerygma.
Von Bultmann entwickelt. Wo das Wort vom Kreuz als Entscheidungsruf
ergeht und angenommen wird, dort ereignet sich Heilsgeschehen. Damit ist
Ostern nichts anderes als ein In-Erscheinung- Treten der Bedeutsamkeit
des Kreuzes. Ein Hinter-Fragen nach dem auslösenden geschichtlichen
Handeln Gottes ist historisch unmöglich und theologisch illegitim.
Kritik: Es wird nicht die Botschaft, das Kerygma, verkündet, sondern
der auferstandene Christus
Auferstehung als Weiterereignung des Jesus-Kerygmas
G. Ebeling und W. Marxsen These ist daß die Funktion der Erscheinung
Jesu die Vergewisserung der Jünger, daß die "Sache Jesu" weitergehe.
Die Botschaft ereignet sich nun in der Verkündigung der Zeugen weiter.
Ostern ist damit im Kern die Weiterereignung des Jesus-Kerygmas.
Kritik: Es läßt sich keine Kontinuität zwischen der
vorösterlichen Jesu und der nachösterlichen Christus-Verkündigung
feststellen. Auferstehung ist das zentrale Handeln Gottes, das selbst im
Kerygma Gegenstand immer neuer Interpretationen wird.
Auferstehung als In-Kraft-Setzung der Geschichte Jesu durch Gottes
Handeln