1 Gattungbestimmung
Drei Kriterien für eine Gattung nach Gunkel: Gedanken und Stimmungen,
Formsprache und Sitz im Leben. D.h. Form, Inhalt und Sitz im Leben müssen
gleichermaßen berücksichtigt werden um Gattung richtig zu bestimmen.
1.1 Königspsalmen
lassen aber bei Gunkel diese Kriterien vermissen, da sie von Form Herkunft
und Funktion sehr unterschiedlich sind und somit nach Gunkel eigentlich
keine Gattung.
1.2 Andere Psalmengruppen
Schöpfungspsalmen Ps 8, 19a, 29, 104
Gesetzespsalmen Ps1, 19B, 119
Bußpsalmen Ps 6, 32, 51, 102, 130, 143
Hierbei ist der Inhalt der Psalmen und nicht die Gattung für die Zuordnung ausschlaggebend.
1.2 Sitz im Leben
ist bei der überwiegenden Mehrheit der Psalmen der Gottesdienstliche
Gebrauch. Ebenso für Hymnen, Volksklagelied, Danklied des Einzelnen.
Beim Klagelied des Einzelnen hatte Gunkel Bedenken.
Erst Mowinckel hat diese Gattung dem gottesdienstlichen Gebrauch zu
gewiesen. Die Gegenwärtige Psalmenforschung betreibt neben der Darstellung
der literarischen Form vorallem soziokulturelle Forschung.
1.3 Psalmen außerhalb des Psalters
Neben Psalter und Threni (=Klagelieder) stehen Psalmen eingefügt
in verschiedenen Erzählungen, d.h. sie sind als bekannte und bereits
formulierte Größen übernommen und mit einem bestimmten
historischen Situation verbunden worden somit konnten sie sich vom eigentliche
Sitz im Leben lösen.
Das Lied des Mose Dtn321-43
Schilfmeerlied Ex151-18
Mirjamlied Ex1521b
Deboralied Ri51-31
Hannapsalm 1Sam21-10
Davids Klagelied
über Saulus und
Johnatans Tod 2Sam119-27
Hiskiapsalm Jer3810-20
Jonapsalm Jon223-10
1.4 Herkunft/Parallelen
gibt es im sumerisch-akkadischen Bereich, dort parallele Grundstruktur
bei Klagepsalmen,
aber auch noch erkennbar in Lobespsalmen, im babylonischen Bereich
und im ägyptischen Bereich Ps 104//Sonnenhymnus des Echnaton.
2 Hermann Gunkels Definition des Hymnus
Bsp. Mirjamlied Ex 1520f
Ein Hymnus besteht aus Einführung, Hauptstück und Hymnenschluß
Einführung Imp.pl. Aufforderung
Koh.pl. Selbstaufforderung
Hauptteil ki Begrüdnung, eigentlicher Inhalt
Hymnenschlluß wenn, dann Aufnahme der Einführung,
Rahmung
3 Claus Westermann
Neue Definition des Dankpsalms, da es im hebräischen keinen unterschied
zwischen loben und danken gibt. Von daher inhaltliche Differenzierung der
innerhalb der Lobpsalmen.
3.1 Berichtende Lobpsalmen
sind inhaltlich durch eine einmalige Tat Gottes gekennzeichnet und
sind im wesentlichen mit Gunkels Danklieder Israels dekungsgleich.
3.2 Beschreibende Lobpsalmen
Inhaltlich durch ein allumfassendes Loben Gottes, im Ganzen seines
Handelns und Seins, gekennzeichnet. Grundmotiv ist das Mächtigsein
JHWHs über uns und die Wirklichkeit der Gnade und der Treue Gottes.
3.3 Beziehungen untereinander
Der beschreibende Lobpsalm sagt das zusammenfassend und allgemeingültig
aus, was im berichtenden Lob als einmalige Rettungstat gepriesen wird.
4 Frank Crüsemann
macht die Gattungsunterscheidung auf rein formaler sprach- und sinnstruktureller
Analyse der Hymnen
4.1 Imperativischen Hymnus
Gottesname mi Imperativ Plural...
ki...
damit ist nicht nur die Aufforderung zum Lobpreis gemeint, sonder
die Bezeichnung bezieht sich auf den gesamten Hymnus.Bsp. Mirjamlied Das
formtypische ki deutet Crüsemann als Vollzug der Aufforderung und
übersetzt es mit ja.
Dieser Typus des Hymnus ist der eigentliche israelitische Hymnus, da
parallellos. Sitz im Leben des Mirjamliedes ist der gottesdienstliche Gebrauch.
Bsp. Ps 117 strukturelle Parallelen, aber inhaltlich völlig verschieden.
Ps 117 Aufruf an die Völker der Welt, aber trotzdem ist der Lobinhalt
Gottes Handeln an seinem Volk Israel. Sitz im Leben wohl kaum im Gottesdienst.
4.2 Partizipaler Hymnus
Gottesname mit Partiipreihung
Der partizpiale Hymnus ist in seiner reinen Form nicht erhalten. Dennoch
ist es Crüsemann gelungen seine Existenz und Besonderheiten aufgrund
anderer Texte vorallem Dtjes nachzuweisen. Es gibt in der israelitischen
Umwelt viele Parallelen. Deren Inhalt sind göttliches Tun in der Natur
und am Menschen. Güte und Gerechtigkeit Gottes, Eingreifen zugunsten
der Unterdrückten und Schwachen u.a.m.. Israel übernimmt dies
und reklamiert sie für JHWH.
4.3 Beziehungen untereinander
Die Verbindung von imperativischen und partizipialen Hymnus stellt
für Crüsemann für die Formgeschichte des israelitischen
Hymnus ein zentrales Ereignis dar. Diese Verbindung erfolgt erst nachexilisch.
4.4 Jahwe-anredender Hymnus des Einzelnen
Diese Gattung führt Crüsemann ein, allerdings ist sie kaum
als Gattung zu beschreiben, da ihre Form- und Traditionsvielfalt sehr groß
ist.
4.5 Danklied
Anrede: JHWH in der 2. Person Singular
Bericht über JHWHs Tun an die anwesenden Zuhörer JHWH
in der 3. Person Sinuglar
Gegen Westermann, der behauptete ein Danklied sei nicht zu belegen,
behauptet Crüsemann das Gegenteil. Mit dem Trick übers Deutsche
jadah = danken gelingt ihm das auch. Allerdings ist nur das Danklied des
Einzelnen belegt. Formale Eigenart ist der Wechsel des Adressaten. Sitz
im Leben ist die Opferfeier.
5 Thronbesteigungspsalmen
Jahwe malak
Umstritten ob es sie gibt, da in Frage steht ob ein Thronbesteigungsfest
JHWHs in Jerusalem gab. Bei Bestreitung heißen die dann Jahwe-Königs-Psalmen.
Mowinckel übersetzt dies mit "Jahwe ist König geworden" und
geht dabei von einer kultischen Thronbesteigungsfest aus. Anders: Kraus:
er bestreitet ein Thronbesteigungsfest und versucht diese Psalmengattung
als von Dtjes abhängig nachzuweisen. Erst später ist er von der
These abgerückt und übersetzt jahwe malak mit "Von Jahwe gilt:
er ist König"
6 Klagelieder
Anrufung JHWHs
Klage: Warum? Wielange? Was? Schilderung der Not des Betenden
Bitte: mit anderen Elementen verbunden. Imperativ mit positiven
und negativen Wünschen, dann Jussiv meist in 3.
Person
Die Anrufung Jahwes kann innerhalb des Psalms wiederholt sein. Die Klage
ist inhaltlich wie formal sehr unterschiedlich. Die Not ist Angst, Verstörtsein,
Krankheit und Todesnot, Rechtsnot, aber auch Feinde werden genannt. Es
ist oft ein Stimmungsumschwung in der Klage des Einzelnen festzustellen.
Lösungsmöglichkeiten: * Umschwung durch selbstständigen
Psalm, *Psalm nicht in der Notsituation gesprochen, sondern nach überstandener
Not als Bekenntnis des Geretteten der Gemeinde vorgetragen, *durch göttliches
Heilsorakel mit der Erhörung der Bitte, *Stimmungsumschwung als Fiktion,
es muß futurisch als perfectum confidentiae übersetzt werden.
Das Klagelied des Volkes ist strukturell gleich aufgebaut wie das Klagelied
des Einzelnen, jedoch kommt statt 1.p.sg natürlich 1.p.pl vor. Sitz
im Leben ist die öffentliche Klagefeier.