Das Migrations- oder Invasionsmodell
Auflösung der Landnahme in mehrere Wellen nomadischer Siedler
im Zusammenhang mit der aramäischen Wanderung auf Suche nach Kulturland.
Dies geschieht meist kriegerisch mit Zerstörung von Städten,
nur selten friedlich (Gebirge). Diese These wird durch das Josua-Buch gestützt.
Archäologisch sind die Zerstörungshorizonte in der Übergangszeit
von Bronze- zur Eisenzeit damit erklärbar. Die einzelnen Gruppe fanden
sich erst in Palästina zusammen.
Vorzug: Bestätigung der biblischen Überlieferung
Nachteil: Methodik. Kritische Fragen: Was waren das für
kriegerische Nomadenwellen?
Sonst ist nichts bekannt. Und: Was bedeuten alttestamentliche Nachrichten
von der Unterlegenheit der Israeliten gegenüber den Kanaanäern?
Das Penetrations- oder Infiltrationsmodell
Dieses Modell wurde von Alt und Noth entwickelt. Landnahme als friedlicher
Vorgang im Zuge der Transhumans (Weidewechsel) der Kleinviehnomaden. Erst
im zweiten Stadium ("Landausbau", Alt) kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen
mit den Kanaanäern.
Vorzug: Wird der biblische Überlieferung noch
gerechter als das Migrationsmodell.
Nachteil: "Seine schwächste Stelle ist...das Nomadenprobelm"
Fragwürdig ob es damals
schon Transhumanznomaden gab. Wanke meint, daß alles mit der Annahme
einer
aramäischen Wanderungsbewegung steht und fällt. Dies Wanderung
wird heut in
Zweifel gezogen.
Das Soziologische Modell oder Revolutionsmodell
Entwickelt von Mendenhall (1962) und Gottwald. Annahme ist, daß
es in der späten Bronze- und beginnenden Eisenzeit zu starken Spannungen
zwischen Bauern und Nomaden, Stadtbewohnern Landbewohnern kam. "Outlaws",
sozial Deklassierte und Entwurzelte beginnen, hin-ausgedrängt aus
der Ordnung der Städte, eine Auswanderungsbewegung aus den Städten
in dünnbesiedeltes Gebiet und gingen schließlich zur Revolution
gegen die kanaanäische Gesellschaft über, "ermutigt, angeführt
und unterstützt durch die aus Ägypten gekommene Moseschar, die Jahwe
mit gebracht hatten". Hier kann also von Hapiru gesprochen werden. Israels
Solidaritätsbewußtsein hatte also keine ethischen, sondern religiöse
Gründe: "Jahwe wurde der Gott der mit der bestehenden Ordnung Zerfallenen."
Vorzug: Kommt ohne Aramäer-Wanderung aus
Nachteil: Steht der Landnahmetheorie entgegen. Hängt von
der Annahme der Moseschar-
Anführer-Annahme ab. Es wird von einem Aufstand ausgegangen, der nicht
durch die biblische Überlieferung gedeckt ist und ignoriert die nomadische
Vergangenheit.
Das Symbiosemodell (Wanke)
von V. Fritz vertreten geht von drei Beobachtungen aus:
1. Niedergang der kanaanäischen Städte während dieser
Zeit. Dies stellt durch archäologische Funde bestätigt einen
uneinheitlichen Vorgang dar. Kanaan war schon im Zerfall begriffen, so
war keine Eroberung erfolgt.
2. Der palästinische Raum war von verschiedenen Menschen neu besiedelt
worden., doch darf von keiner einheitlichen Zuwanderung gesprochen werden.
3. Die materielle Kultur zeigt Kontinuität von Kanaanäern
bis zu den Israeliten, so daß es über längere zeit
Kontakte geben haben muß. Man kann hier also von einer Kontaktsymbiose
sprechen.
Donners Schlüsse ("Rahmenvorstellung über die Landnahme",
126f):
"...Nomaden unterschiedlicher Art und Herkunft gingen in einem länger
dauernden Prozeß vorwiegend in den Gebirgsgegenden zu seßhafter
bäuerlicher Lebensweise über.... Sie sind nach aller Wahrscheinlichkeit
nach... aus abgesunkenen Elementen der Städte hervorgegangen und haben
sich von den Städten...zurückgezogen... Diese Gruppen wurden
vermutlich durch outlaw aus den Städten laufend gespeist und ergänzt...
bis das Stadium der Seßhaftigeit erreicht war und eine neu dörfliche
Sozialstruktur sich gefestigt hatte."