1. Einführung
Auffallend ist die Tatsache, daß das Königtum in Israel
erst relativ spät zur Staatsform wird und daß es Israel vor
dem Staat gab (Amphiktyonie) und Israel nicht mit dem Staat unterging.
Andere Bewertung des Königtums als im Alten Orient, denn erst später
fand die orientalische Königsideologie (König=Gott) Eingang ins
israelitische Gedankengut (Psalme).
2. Entfaltung
These ist, daß das Königtum nicht ohne Not installiert worden
ist. Grund waren die Philister, die das Machtvakuum der Großmächte
in Palästina ausfüllten. D.h. das ganze Westjordanland hielten
sie unter Kontrolle, ebenso das Eisenmonopol. Damit war eine militärische
Überlegenheit gegenüber den Israelischen Stämmen garantiert.
Neben dem Eisenmonopol tat eine Söldnertruppe ein Übriges zur
Überlegenheit. Denn in Israel fehlte es an einer einheitlichen militärischen
Führung. Bisher wurde der Heerbann ausgerufen.
Aus alledem ergibt sich: Es lag was in der Luft: Das Königtum
2.1 Vielschichtigkeit des Problems
* Wie ist der Umfang des saulidischen Königtums?
* Wie ist Saul König geworden?
* Welche Vorbilder knüpfte Saul an?
Unbestritten ist, daß Saul ein nationaler König und kein
territorialer König war und daß er ein Heereskönigtum installierte.
Seine einzige Aufgabe ist es den Heerbann durch eine Söldnertruppe
zu verstärken, dabei sind die Spannungen zwischen Söldner und
Heerbann vorprogrammiert. Schlagkräftig und flexibel hier, dort erst
nach Zustimmung aller Stämme einsatzfähig.
2.2 1Sam 11
gilt mehrheitlich als der Bericht mit der größten historischen
Nähe. Anzumerken gilt, daß die Person des Samuels erst ein späterer
Zusatz ist. Nachdem Sieg Sauls über den ammonitischen König Nahasch
bei Jabesch wird Saul, der bis dahin als charismatischer Führer agierte,
in Gilgal vor Jahwe und durch das Volk zum König gemacht. Die theologische
Deutung dieser Tatsache findet später in 1Sam 9-1027 seinen Niederschlag.
2.3 Umfang des Königtums
Noth: "der ganze Stämmeverband", ebenso Soggin: "das versammelte
Herr der Amphiktyonie", auch wenn gegen die Teilnahme Judas Bedenken bestanden.
Wallis sagt dagegen, daß es rein technisch unmöglich sei eine
Aufgebot aller Stämme aufzubieten in dieser Situation. Es ist also
von der Teilnahme Benjamins, Efraims und den galiläischen Stämmen
auszugehen, so Boecker. Damit wurde Saul König über einen Teil
der Amphiktyonie. Erst später und sukzessive wurde er König der
ganzen Amphiktyonie. Ob Saul jemals könig über Juda war, ist
aufgrund von geographischen Gegebenheiten und dem GEschichtverlauf eher
unwahrscheinlich, so daß zu Juda nur eine lockere Beziehung bestand.
2.4 Vorbilder Sauls
Alt meint Sauls Vorbilder in den ostjordanischen nationalen Königstümern
zu finden. Das Königstums Sauls sei nicht dynastisch gedacht gewesen.
Alt betont die Kontinuität von der Amphiktyonie zum Königtums
Sauls. Hingegen stellt Beyerlin die kannanäischen Züge des Königtums
Sauls fest. Angeführt werden die Salbung, dynastische Ansätze
und außermilitärische Aktivitäten Sauls. Beyerlin verwendet
den Begriff Königscharisma, denn Boecker recht problematisch findet.
L. Schmidt sieht gegen Alt keine organische Weiterbildung und richtet sein
Augenmerk auf die Militärorganisation. Die Neuerungen sieht Alt als
Einsicht und Ak-tivität des Königs an, während L. Schmidt
das genau umgekehrt sieht. und Schmidt sieht den Alt'schen Charisma-Begriff
als zu eng an und will ihn mit Max Weber als außeralltägliche
Qualitäten, die zur Führung dienen definiert sehen.
Alt hat Ansätze einer Dynastie nicht gelten lassen, jedoch scheint
belegt durch das Bemühen Davids um die Saultochter Michal der dynastische
Gedanke konstitutiv für das Königtum zu sein.